Die Rede des Vorsitzenden des SSB auf dem Neujahrsempfang

Wie immer eine lesenswerte Rede von Michael Scharf…

Als Vorsitzender des SSB Bonn begrüße ich Sie sehr herzlich zum 7. Neujahresempfang.

7 Neujahresempfänge – 7 Vereine – 7 Orte. Wir waren beim BTHV in Kessenich, wir waren bei den Telekom Baskets auf dem Hardtberg, wir waren bei den SSF Bonn und beim OFC Bonn in der Bonner Nordstadt, wir waren letztes Jahr in Ippendorf bei Schwarz-Weiß Bonn und sind dieses Jahr beim Tennisclub Blau Gold Bonn hier in Bonn Tannenbusch. Wir werden in den nächsten Jahren auch ganz sicher als Stadtsportbund in Godesberg und Beuel Neujahresempfänge haben. Umso mehr freue ich mich, dass wir heute hier sein dürfen. ….

…… Neujahresempfänge sind Standortbestimmungen. Da dies mein letzter Neujahresempfang als Vorsitzender des SSB Bonn sein wird, denn ich werde im Mai diesen Jahres nicht erneut für den Vorstand kandidieren, erinnere ich an einige Themen der bisherigen Neujahresempfänge: Da ging es um die Sportförderung und den Sportfördervertrag für die Bonner Vereine, die Umwandlung der Fußballplätze, die Vision „Pro Sportstadt Bonn“, die Großdemonstration für den Sport in Bonn,  die Beteiligung und das Mitspracherecht des Stadtsportbundes im Sportausschuss der Stadt Bonn, die Hallenfragen rund um das Thema Flüchtlinge, das Sportstättenkataster und die Sportentwicklungsplanung und last but not least um die Zukunft der Schwimmbäder in Bonn. 

Wenn wir uns heute zum siebten Neujahresempfang treffen, dann haben wir im Bonner Sport erneut ein sehr aufregendes Jahr 2018 hinter uns. Bei der Frage ob es ein gutes oder schlechtes Jahr für den Bonner Sport war, erinnere ich an meine Worte vom letzten Jahr.  

„Konzentrieren wir uns auf das zentrale Ziel für 2018 und das ist ein zukunftsweisendes Bäderkonzept mit einem Neubau in 2020. Wenn es dann noch eine Strategie gibt, wie mit den Erkenntnissen der Sportentwicklungsplanung umgegangen wird, dann hätten wir in 2018 viel erreicht.  Das wäre das richtige Zeichen für den Sport in Bonn. Wir wollen Zukunft gestalten und  nicht Vergangenheit verwalten.“

Nun sind wir mit dem zukunftsweisenden Bäderkonzept gescheitert und das wird den Schwimmsport in Bonn auf Jahre zurückwerfen und den Stillstand, den wir in Bonn seit den 90ger Jahren haben, manifestieren. Wenn in Bürgerentscheiden gelebter „Bürgerwille“ wie im Fall des Viktoriakarrees jetzt auch bei den Bonner Bädern zu Stillstand und Rückschritt führen, dann ist das kein „kleiner Kollateralschaden“, nein, hier wird Sport- und die Stadtentwicklung in Bonn verhindert!

Es tut mir sehr leid für

– die Schwimmsportvereine,

– die vielen Freizeitschwimmer,

– die Familien die auch zukünftig nach Rheinbach, Troisdorf, Bornheim und Euskirchen fahren

– die Kinder, die weder in der Schule noch in Kursen das Schwimmen in Bonn lernen

– die behinderten Mitbürger, für die es in Bonn weiterhin kein Schwimmbad geben wird.

Weil das so ist, war 2018 für den Schwimmsport ein schlechtes Jahr! Wenn das zentrale Zukunftsprojekt in der Sportart, die – laut der Erhebung in der Sportentwicklungsplanung – in allen Altersgruppen zu den Top drei Sportarten in Bonn gehört, buchstäblich „baden gegangen ist“, dann war und ist dies für den Sport in Bonn der maximale „Gau“.

Wir Sportler können natürlich mit Niederlagen umgehen und werden den Kopf nicht in den Sand stecken. Und wir werden uns auch den aktuellen Diskussionen zur Bäderthematik – sprich (runder Tisch SPD mit den Bürgerinitiativen) stellen, obwohl wir bislang eine grundsätzlich andere Auffassung zur Zukunft der Bonner Bäder haben.

Aber 2018 war im Bonner Sport nicht alles schlecht. Gerne erinnere ich:

– an die Fortführung der Umwandlung der Fußballplätze von Tennen- in Kunstrasenplätze

– an die Aufstockung der städtischen Sportfördermittel zur Unterstützung der Vereinsarbeit von 1,4  Mio. Euro auf 1.6 Mio. Euro.

– auf die komplette Streichung der „Sportstättennutzungsgebühr“ (375.000 Euro) aus dem städtischen Haushalt

– die Einstellung von 3. Mio. Euro für die Umsetzung von ersten Maßnahmen aus der SEP

– den Ausbau der Baseballanlage in der Rheinaue für die EM 2019

– die Fortsetzung des Erfolgsprojekts „Sport im Park“ in Bonn (4. Auflage)

– schön auch, dass der Skater-Park in Bonn-Beuel – dieser wurde 2017 auf den Weg gebracht –  so gut angenommen wurde

– die Betriebssportvereine und –Gemeinschaften in 2018 Mitglieder des SSB Bonn geworden sind

Ich bedanke mich ausführlich für die gute Zusammenarbeit mit der Politik in Bonn insgesamt, besonders aber mit den Sportpolitikern der Parteien. Die Zusammenarbeit war bis auf wenige Ausnahmen sehr konstruktiv und zielführend.

Das waren allerdings nur einige Projekte, die 2018 realisiert wurden. In Regie der Sportvereine in Bonn wurden diverse An- und Neubauten, sowie Verschönerungsarbeiten an Sportanlagen und nicht zuletzt Platzpflegedienste ehrenamtlich organisiert und über Vereine finanziert. Es wurden Sportgeräte angeschafft, es wurden Übungsleiter ausgebildet, Kinder- und Jugendfahrten durchgeführt und und und.   

So gesehen weiß keiner besser als wir Sportler, wie nahe Sieg und Niederlage beieinander liegen. Daher ist es der einzig sinnvolle Weg, dass der Sport in Bonn unter Führung eines starken Stadtsportbundes seinen Weg in 2019 konsequent weiter geht. Hierbei möchte ich an das Zitat des tschechischen Menschenrechtlers und Politikers Vaclav Havel erinnern: „Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“

Was also sind die zentralen Themen des Bonner Sports in 2019?

In Sachen Bädern in Bonn werden wir die Anforderungen des Schwimmsports, die ja bis ins Detail vorliegen einbringen. Wir werden ständig darauf hinweisen, dass wir Stillstand nicht akzeptieren und uns für eine zügige Umsetzung von Neubau und oder Sanierungsmaßnahmen einsetzen.

 Wir werden die Sanierung des Hardtbergbades in oberster Priorität begleiten und unterstützen.

Wir werden aber auch vor unangenehmen Fragen nicht zurückschrecken. Zum Beispiel ob es nicht sinnvoller und wichtiger ist,  zuerst die Bäder in Bonn zu sanieren, damit unsere Kinder und Jugendlichen das Schwimmen erlernen, bevor sich die Stadt einen Opernneubau oder eine  Opernsanierung leistet.

In Sachen Sportentwicklungsplanung erwarten wir, dass die Erkenntnisse von Herrn Prof. Kähler und seinen Experten nicht in irgendwelchen Hochglanzbroschüren und Aktenordnern abgelegt werden, sondern umgesetzt werden. Hier brauchen wir die finanziellen Mittel, um die Modernisierung und Sanierung der Sportstätten in einer Prioritätenliste abarbeiten zu können.   

Eine nachhaltige umwelt- und ressourcenschonende Verwaltung von Sportanlagen wird davon abhängen, dass Sportvereine sich für „ihre Anlage“  zuständig fühlen, dass die Politik die Rahmenbedingungen für das Engagement der Vereine definiert und dass die Verwaltung die Vereine unterstützt.  Hier sind wir mit der Politik und Verwaltung auf einem gemeinsamen Weg, den wir weitergehen wollen.  

Gerade angesichts der möglicherweise bevorstehenden räumlichen Veränderungen beim Sport- und Bäderamt der Stadt (Stichwort – Campus der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg auf dem Gelände der Kurfürstenallee in Godesberg) erinnern wir an unsere Forderung nach einem gemeinsamen Haus des Sports in Bonn. Sportverwaltung und Stadtsportbund gehören zusammen unter ein Dach, um die zentrale Anlaufstelle des Sports in Bonn für alle Angelegenheiten zu sein.    

Wir freuen uns auf die neue Sport- und Kulturdezernentin, Frau Dr. Schneider-Bönninger. Wir hoffen, dass Sie Sport- und Kulturangelegenheiten angemessen und gleichgewichtig entwickelt.

Bei den Kunstrasenplätzen müssen die Vereine aktiv in die Platzpflege einbezogen werden und es muss eine gute Abstimmung zwischen dem Sportamt (Reinigungskolonne) und den Vereinen geben. Da wo sinnvoll und notwendig, müssen die Anlagen nachts abgeschlossen werden können, um Vandalismus vorzubeugen.  

Die Stadt aber auch die Vereine müssen sich noch stärker auf verändertes Freizeitverhalten der Menschen einstellen. Hierzu gehören öffentliche Sportflächen für die Allgemeinheit und Einstiegssportangebote wie Sport im Park. Hierzu gehören aber auch alle infrastrukturellen Maßnahmen um das Radfahren, Laufen und Schwimmen ins Bonner Stadtleben zu integrieren.   

Zusammengefasst: zeitgemäße Sportstätten, Engagement von Vereinen, neue Sportangebote für alle sowie sportliche Mobilität in Verbindung mit Gesundheit sind einige der Akzente, die wir in Verbindung mit der Sportentwicklungsplanung konsequent umsetzen sollen. 

Das alles wird nur gelingen, wenn wir es schaffen das ehrenamtliche Engagement in unseren Vereinen wie auch in Bonn im Allgemeinen so effektiv und so effizient wie möglich zu fördern und zu unterstützen.

Ich hoffe Sie können erkennen, dass der Sport in Bonn auch in 2019 eine vitale und aktive Rolle spielen will und spielen wird. Ich bin sehr stolz und sehr glücklich, dass der Stadtsportbund über ein erstklassiges ehren- und ein erstklassiges hauptamtliches Team verfügt, in dem alle ihre Rolle und Bedeutung haben und sich aktiv einbringen.   

Ich selber hatte frühzeitig gesagt, dass ich in 2019 nicht erneut für den Vorstand des SSB kandidieren werde. Als noch amtierender Vorsitzender würde ich mir sehr wünschen, dass Sie im Mai auf der Mitgliederversammlung das Team geschlossen für einen neue Amtszeit wählen werden und sich gleichzeitig für Ute Pilger als neue Vorsitzende entscheiden. Damit hätten wir auch eine Kernforderung der GRÜNEN erfüllt, nämlich die paritätische Besetzung mit Frauen und Männern im Vorstand des Stadtsportbundes. Mit Ute Pilger hätten wir dann  eine engagierte und sachkundige Vorsitzende, die, wie Sie vielleicht vernommen haben, im Dezember 2018 den FELIX-Awards für vorbildliches Ehrenamt durch die Landesregierung in NRW erhalten hat.

Ich will noch kurz auf die Rede des Bonner Oberbürgermeisters eingehen und feststellen, dass es im Bonner Sport überhaupt kein grundsätzliches Problem mit der Kultur in Bonn gibt. Ich erinnere an das Theater der Jugend, die Museumsmeile, das Beethovenfest, das Beethovenorchester die freie Kulturszene u.a. mit dem kleinen Theater, dem Contra Kreis, dem Pantheon und der Springmaus. Alle das finden wir sportlich um es Neudeutsch zu sagen „geil“.

Wir haben Probleme mit hochsubventionierten Veranstaltungen in der Oper, aber das ist der Tatsache geschuldet, dass wir, solange Kinder in Bonn nicht schwimmen können, unsere Priorität dort ansetzen würden und nicht in Kultur-Veranstaltungen, bei der jede Eintrittskarte mit 180 Euro subventioniert ist. Das bedeutet aber nicht, dass es ein generelles Problem des Sports mit der Kultur gibt. Das sollte an dieser Stelle noch einmal klar betont werden.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen ein erfolgreiches Jahr 2019, vor allem aber wünsche ich uns allen Zufriedenheit und Gesundheit.

Michael Scharf                                                                                

 

 

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in CLUB von Kay. Setzen Sie ein Lesezeichen zum Permalink.