70 Jahre Mitglied – Interview mit Ebi Ruprecht

Das ist schon was Besonderes. Eine so lange Mitgliedschaft ist ganz selten – daher als kleines Dankeschön ein Interview….

Frage: 70 Jahre Mitglied – sagenhaft. Du bist ja laut Mitgliederliste am 1.1.1953 eingetreten – da befand sich der BTHV noch im Aufbau. Wie bist du zum Hockey gekommen?

ER:  Mein exaktes Eintrittsdatum wusste ich gar nicht, ich erinnere mich aber an das Turnier am Sträßchensweg zum 50. Jubiläum des Vereins im Sommer 1953, das ich als Zuschauer erlebt habe; Jugendmannschaften waren nicht beteiligt.

Wie bin ich zum Hockey gekommen?

Peter Wassermeyer hatte an seiner Schule, das Päda in Godesberg, für den Hockeysport geworben, indem er mit einem Bündel Hockeyschläger bei uns auftauchte und uns animierte, die Schläger einmal auszuprobieren. Mir hat das Spaß gemacht, so dass ich mich von Handball und Schwimmen abgemeldet habe, um nur noch Hockey zu spielen. Und nie bereut!  Ich war nicht der Einzige, den Peter erfolgreich geworben hat, wir konnten später sogar eine Klassenmannschaft aufstellen und ein Spiel gegen die entsprechende Klasse des Friedrich-Ebert-Gymnasiums in Bonn organisieren, dafür uns 2 Hockeytore vom BTHV ausgeliehen, um sie auf dem Päda-Platz (Sand und Steine) aufzustellen. Alles selbst organisiert. Das Ergebnis des Spiels habe ich vergessen.

Frage: Du warst Torwart. Das lässt zwei Schlüsse zu: man fand sonst niemanden oder Du hattest eine Macke?

ER:  Die Macke denkt sich ja die Umgebung aus, daher kann ich dazu nichts sagen.

Die Torwartposition habe ich selbst ausgewählt. In der Knabenmannschaft, das war die jüngste Jugendmannschaft, habe ich im Sturm gespielt. Zu der damaligen Zeit gab es auf dem Platz am Sträßchensweg am Mittwochnachmittag Training für alle. Zum Abschluss wurde ein Spiel durchgeführt, an dem jeder mitmachen konnte. Dabei habe ich mir manchmal die Schienen angezogen und das gefiel mir immer besser. Für den Trainer und die älteren Spieler habe ich das wohl gar nicht so schlecht gemacht und so erhielt ich meine neue Mannschaftsposition, die mir bis zum Ausscheiden aus den 1. Herren und Beitritt zu den Senioren immer Spaß gemacht hat. Besonders gerne und erfolgreich habe ich in der Halle gespielt, da ist der Torwart viel häufiger (immer) ins Spiel eingebunden. Auf dem Feld habe ich es einmal erlebt, dass kein einziger Ball auf mein Tor kam, dabei es ging um die Eingliederung in die höchste Klasse, als im WHV die Punktspiele eingeführt wurden; wir hatten eben eine sehr gute Hintermannschaft.

Frage: Immerhin scheinst Du Glück mit der Mannschaft gehabt zu haben: die 1. Herren der 60er Jahre zeichnete sich durch großen Zusammenhalt aus – der Kontakt besteht bis heute. Klasse oder?

ER:  Ja, er besteht bis heute. Viele Jahre haben wir uns regelmäßig getroffen. Da wir alle die Achtzig überschritten haben, ist der direkte Kontakt weniger geworden. Außerdem sind auch schon einige gestorben. Unser letzter ganz großer Auftritt war unsere Reise 1980, von Wölli Scheur hervorragend organisiert, nach Südamerika. In Argentinien, Chile, Peru und Venezuela haben wir Hockey gespielt und außerdem viele sehenswerte Stätten Südamerikas besucht: Rio de Janeiro, Iguazu Wasserfälle, Las Paz, Titicaca See, Machu Pitchu, Lima und Caracas. Diese Reise mit vielen aus der Alten Mannschaft war ein großartiges Erlebnis.

Frage: Ihr ward ja auch die einzigen  BTHV Herren und Damen, die sich für eine Deutsche Meisterschaft in der Halle qualifiziert haben (ich meine 66 in Wuppertal)

ER:  Wir haben an der 3. Finalrunde um die Deutsche Meisterschaft Halle teilgenommen, die 1964 in Wolfsburg stattgefunden hat. Es war unsere erste Saison, in der wir an Meisterschaftsspielen teilgenommen haben, ein großer Erfolg für uns. Wir wurden WHV Vizemeister hinter Rot-Weiß Köln. Für das Turnier hatten sich 8 Mannschaften aus den damaligen 4 Verbänden des DHB –  Nord 2 Mannschaften, West 2, Süd 3und Berlin 1 – qualifiziert.  Wir haben leider nicht unsere besten Spiele abgeliefert, so dass wir das Podest nicht erreicht haben. Trotzdem haben wir sehr viel Spaß gehabt und waren auch ein wenig stolz auf unsere Leistung für den BTHV.

Dieses Turnier war sportlich ein Höhepunkt für uns, ein zweiter war der Besuch des  Hockey-Olympiasiegers Pakistan beim BTHV. Die Pakistani sind zweimal gegen uns angetreten beides mal nach ihren Erfolgen 1960 in Rom und 1964 in Tokio. Es waren herrliche Spiele vor allem auch für mich als Torwart; ich weiß nicht mehr, wie oft ich den Ball aus dem Tor holen musste, aber wir haben kein Spiel zweistellig verloren. Die Spieler waren alle sehr nett, wir hatten sehr viel Spaß.

Frage: Du bist leider viel zu früh aus Bonn weggezogen. Das Rheinland verlässt man eigentlich nicht – wie kam es?

ER:  Mir ist es nicht leichtgefallen, das Rheinland und den BTHV zu verlassen. Aber der Beruf geht irgendwann mal vor, den Ruf auf die Professur an die Universität Kiel konnte und wollte ich nicht ablehnen, Schleswig-Holstein ist auch sehr schön. Hockey habe ich aber seitdem nicht mehr gespielt.

Der BTHV war lange mein zweites Zuhause, mit vielen aus unserer Mannschaft habe ich seit der Knaben-Mannschaft zusammengespielt und viel erlebt. Ich habe dem BTHV viel zu verdanken. Ein Wenig konnte ich zurückgeben, 1972 bin ich für 2 Jahre in die USA gegangen, davor war ich Jugendwart und nach meiner Rückkehr Hockeyobmann.

Frage: Wenn Du im Norden vom BTHV erzählt hast, dann mit welchen Worten?

ER:  Dass ich mich im BTHV sehr wohl gefühlt habe, weil der Zusammenhalt in der Hockeyabteilung sehr groß war und wir vor allem als Jugendliche große Unterstützung erfahren haben. Als Erwachsener hat mir die Offenheit für Mannschaften aus dem Ausland gefallen. Bei unserer Süd Amerika-Reise konnte ich in Buenos Aires beim Neuen Deutschen Turnverein schon einige Freunde begrüßen, da wir schon zwei ihrer Jugendmannschaften in Bonn zu Besuch hatten.

Bei dem heutigen BTHV gefällt mir auch, dass er sich für gesellschaftliche Probleme engagiert.

KaMi

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