Jugendpreise für Zivilcourage verliehen

Gestern wurden in der Bonner Synagoge die drei Jugendpreise für Zivilcourage vom OB ausgezeichnet, der auch die Idee zu diesem außergewöhnlichen Preis hatte. Den vom Stadtsportbund gestifteten Preis gewann der 17-jährige syrische Flüchtling Mohammed Omar vom Post SV Bonn. 

Hier die Geschichten der drei Jugendlichen – beeindruckend und Vorbild für uns alle:

Hamza El Fakrouni (*2000), über dessen “Tat” wir durch einen Zeitungsbericht aufmerksam wurden und dann weitere Ermittlungen anstellten

Als zwei Frauen in der Straßenbahn-Linie 61 in Bonn beleidigt wurden, griff Hamza ein. Er sprach den unbekannten Beleidiger daraufhin an und forderte ihn auf, die Frauen in Ruhe zu lassen. Dieser reagierte aggressiv gegenüber Hamza und attackierte ihn mit einem Kopfstoß. An der nächsten Haltestelle stieg der Verdächtige aus. Hamza wurde bei dem Angriff verletzt und seine Verletzungen mussten ambulant behandelt werden. Die Polizei konnte den Verdächtigen identifizieren.

Hamza hat echte Zivilcourage gezeigt und nicht weggesehen und geschwiegen.
Sein Einsatz hat die Jury überzeugt.


Mohammed Omar ist seit September 2017 als Übungsleiter für den Post-Sportverein Bonn 1926 e.V. und seit März 2018 auch in Duisdorf als Trainer im Team Aqua-Sport des TKSV 1906 e.V. Duisdorf tätig.

Er kam vor ca. 2 Jahren selber als Geflüchteter aus Syrien in den Post-Sportverein, um im Rahmen eines Flüchtlingsschwimmkurses in Endenich Schwimmen zu lernen. Dabei ver-besserte er schnell seine Fähigkeiten und fiel insbesondere durch sein Engagement auf, auch den anderen Teilnehmern zu helfen. Seit 2017 unterstützt Mohammed als Freiwilliger die integrativen Schwimmangebote für Geflüchtete und zeigt ein hohes Maß an Einsatzbereitschaft. Er ist motiviert, insbesondere älteren sowie jugendlichen Geflüchteten die Mög-lichkeit zu eröffnen, ebenfalls das Schwimmen zu erlernen.

Als Brückenbauer, Übersetzer und Vermittler zwischen Übungsleitung und den geflüchteten Teilnehmern sowie zwischen den Teilnehmern untereinander leistet er nach Auffas-sung des Vereins eine ausgesprochen gute Arbeit und erleichtert die erfolgreiche Durch-führung der Integrationskurse entscheidend. Im Jahr 2017 qualifizierte er sich zum Übungsleiter für Breitensport und erwarb zudem das Deutsche Rettungsschwimmerabzeichen in Silber. Seit Mitte 2017 begleitet er neben den Schwimmkursen für Geflüchtete auch andere Sportangebote und findet dabei schnell Zugang zu den Teilnehmern und ins-besondere zu den Kindern.

Im Rahmen der gemeinsamen Integrationsbemühungen und der sportlichen Korrespon-denz zwischen dem Post-Sportverein Bonn 1926 e.V. kam Mohammed auch zum TKSV Duisdorf. Dort hat er sich sofort nahtlos in das Team integriert.

Von Anfang an zeigte er vor allem im Bereich des Anfängerschwimmens besonderen Ein-satz und fand sehr schnell einen Zugang zu den Kindern, zu denen gehandikapte Kinder und viele Kinder mit Migrationshintergrund gehören, da der Verein u.a. auch eine integrative Gruppe führen. Dort ist jemand mit Mohammeds Biographie äußerst wertvoll. Er kann vermitteln, wenn die Deutschen verschiedene Verhaltensweisen nicht verstehen.

Bei Personalnot zeigt Mohammed seine besondere Hilfsbereitschaft, indem er einspringt. Mohammed hilft den Vereinen, in denen er ehrenamtlich tätig ist, Brückenbauer zwischen den diversen Kulturen zu sein.
Dieser Einsatz hat die Jury überzeugt.


Daniel Reich engagiert sich seit November 2015 bei “Zeugen der Zeitzeugen” und über-nimmt die Rolle des Stadtkoordinators in Bonn. Seine Aufgabe ist die Organisation der lokalen Projekte im Raum Köln-Bonn.

Das bundesweite Projekt “Zeugen der Zeitzeugen” hat sich zum Ziel gesetzt, der letzten Generation der Holocaust-Überlebenden und deren Nachkommen zu begegnen und mit ihnen freundschaftliche Beziehungen zu pflegen. ln dem Projekt engagieren sich haupt-sächlich junge Erwachsene ehrenamtlich. Dabei wollen sie nicht nur des Holocaust ge-denken, sondern auch Verantwortung für Gegenwart und Zukunft übernehmen.

Das Projekt gewährleistet eine große Nachhaltigkeit, da der Focus auf junge Menschen gesetzt wird, die zur Zeit noch das Privileg haben, Überlebende persönlich kennenzuler-nen und ihre Erfahrungen dann an die kommenden einprägsam weitergeben können. In Kombination mit den Bildungsveranstaltungen über alle Formen des Antisemitismus wer-den die jungen Leute dazu angehalten, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Außerdem möchte das Projekt eine Erinnerungskultur prägen, die jungen Menschen ins Bewusstsein ruft, selbst Teil der Geschichte zu sein, genau wie ihre Großeltern und Urgroßeltern. Bei allen Begegnungen ermutigt “Zeugen der Zeitzeugen” die Zuhörer, die eigene Familiengeschichte zu erforschen, um ein persönliches Geschichtsbewusstsein zu entwickeln.

Daniel pflegt Freundschaften zu Holocaust-Überlebenden, darunter auch zu dem in Bonn lebenden, aber mittlerweile leider verstorbenen, Berl Kostinski, sowie zu einigen Überlebenden aus Köln.

Außerdem unterhält Daniel auch gute Beziehungen zu der Synagogengemeinde in Bonn.Neben den persönlichen Beziehungen sollen auch in Bonn bildungspolitisch Akzente ge-setzt werden, weshalb sich Daniel im Juni 2017 mit “Zeugen der Zeitzeugen” für die Durchführung eines Seminares gegen Antisemitismus an der Universität zu Bonn eingesetzt hat.

Das Seminar wurde in Kooperation mit der jüdischen Hochschulgruppe “Hillel Bonn” veranstaltet.

Für 2018/2019 befindet sich ein deutsch-israelischer Austausch für junge Erwachsene in Planung. Daniel und eine weitere Ehrenamtliche werden dafür mit einer Gruppe junger Erwachsener einen Austausch mit der Partnerorganisation “Mashmaut Center”, Kiryat Motzkin in Israel durchführen. Ziel des Austausches ist es, eine gemeinsame Erinnerungs-kultur von jungen Deutschen und Israelis zu leben und dabei Freundschaften zu knüpfen. Außerdem sollen durch das Programm die Beziehungen zwischen Bonn und Haifa ge-stärkt werden.

Daniel leistet durch seinen ehrenamtlichen Einsatz einen großen Beitrag, um Antisemitismus in all seinen Erscheinungsformen zu bekämpfen und ein freundliches Miteinander zu gewährleisten.
Auch Daniels Einsatz hat die Jury überzeugt.

K.M.

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