Interview Juli: Oliver Voigt, Neuer Geschäftsführer SW Bonn

Der Blick über den Zaun oder in dem Fall auf den Hügel hilft immer und erweitert bekanntlich den Horizont…: so bietet sich ein Interview, wenn auch recht ungewöhnlich, mit dem neuen Geschäftsführer des ZWEITgrössten Tennisvereins in Bonn einfach an: Oliver Voigt, neuer Geschäftsführer bei SW Bonn, aber auch ein alter Bekannter:

Wir begrüßen dich ganz herzlich in Bonn – du warst ja schon mal Chef- Trainer und Sportlicher Leiter beim HTC SW Bonn. Nun ein Comeback in anderer Funktion. Ich gehe davon aus, Du hast Dich schnell eingelebt?

Absolut, ich kannte die Strukturen des HTC gut und habe den Verein auch aus der „Ferne“ weiterhin verfolgt. Die handelnden Personen bei Schwarz-Weiss haben es mir von Tag 1 an wirklich sehr leicht gemacht, mich wieder einzufinden. Ich schätze die Teamarbeit und das proaktive Arbeiten im HTC. Meine bestehenden Kontakte in Bonn waren dabei sicherlich kein Hindernis.

Warum jetzt wieder nach Bonn? Einmal Bonn, immer Bonn?

Das hatte mehrere Gründe, teilweise habe ich Sie gerade schon genannt. Darüber hinaus wollte ich mich nach 30 erfolgreichen Jahren in mehreren Funktionen als Sportlicher Leiter sowie verschiedenen Trainertätigkeiten aus dem Traineralltagverabschieden und zukünftig stärker in der strategischen Ebene meine Erfahrung aus zahlreichen Hockey- und Tennisvereinen einbringen. Auch privat habe ich gute Gründe, mich hier wohlzufühlen… meine Lebensgefährtin ist Bonnerin.

Mal was anderes – Padel-Tennis. Da ist Schwarz-Weiss ja Vorreiter und bisher der einzige Verein in Bonn. Die bisherigen Erfahrungen?

Es ist kein Geheimnis, dass die Sportart boomt. Ihr beschäftigt euch ja ebenfalls intensiv mit dem Thema. Wir sind sehr zufrieden, die Anzahl der Buchungen übertrifft bislang unsere Erwartungen. Natürlich lernen wir gerade auch sehr viel: Neue Buchungssysteme, unterschiedliche Gebührenstrukturen Mitglieder/Nichtmitglieder, Schlägerverleih, etc. Da ist auch viel try & error dabei. Übrigens: auch mir namentlich bekannte BTHVer sind hier bei uns aktiv;-)

Du erinnerst Dich vielleicht – die Rivalität zwischen dem HTC und BTHV war ja früher groß. Das hat sich ganz erheblich gebessert und ist eigentlich nicht mehr vorhanden. Eine sehr positive Entwicklung, wobei Konkurrenz ja auch belebend sein kann.

Städteclubs sind immer auch Konkurrenten. Das sollen sie auch sein und ist gut so. Konkurrenz belebt das Geschäft. Solange wir auf allen Ebenen sportlich fair miteinander umgehen, ist das okay. Beide Clubs haben ihre eigene Identität und größtenteils auch unterschiedliche Einzugsgebiete.

Sogar die Vorstände treffen sich 2x jährlich. Kommt da auch was bei rum oder nur ein nettes Geplänkel?

Das kann ich noch nicht beurteilen, meine Premiere ist erst im September. Bisher nehme ich jedenfalls eine große gegenseitige Wertschätzung wahr. Wir haben viele gleichgelagerte Herausforderungen und Aufgabenstellungen in beiden Vereinen. Prima finde ich auch, dass sich unser Vorsitzender Dirk Vianden und Euer neuer Vorsitzender Thomas Graner schon wenige Wochen nach dessen Wahl zum gemeinsamen Mittagessen getroffen haben. So soll´s sein.

Wie man hört, macht Ihr auch eine Mitgliederumfrage. Unsere Erfahrung: eine gute Idee, aber Ergebnis eigentlich immer: außer Spesen nichts gewesen. Oder macht Ihr andere Erfahrungen?

Unsere  Umfrage läuft noch bis Mitte August, anschließend wird ausgewertet. Somit ist es noch zu früh für eine Bewertung. Wir erhoffen uns durch gezielte Fragestellungen und der generellen Möglichkeit für Feedback für die weitere Gestaltung unseres Vereins wertvollen Input zu erhalten. Gerne berichten wir bei einem der nächsten Vorstandstreffen.

Die Geschichte Eurer Hockeyhalle ist unglaublich und ein typisches Beispiel für die Bürokratisierung in Deutschland. Ihr wollt seit Jahren eine selbst finanzierte Halle bauen – angesichts der Hallennot in Bonn eigentlich ein Glücksfall für die Stadt. Mal scheiterte es an ein paar Metern in einem Forstgebiet, mal an den Nachbarn. Berichte doch mal kurz?

Es gibt einen politischen Konsens, dass der Bau einer Mehrzweckhalle wohlgemerkt, keine Hockeyhalle, in Ippendorf dringend erforderlich ist. Grundsätzlich herrscht hier ein großer Mangel, die umliegenden Grundschulen in Ippendorf, Venusberg und Röttgen können den nach Lehrplan vorgesehen Sportunterricht gar nicht abbilden. Für den Bau werden drei mögliche Standorte untersucht, zwei davon auf unserem Vereinsgelände, eines auf einer nahegelegenen Wiesenfläche nahe der Engelsbachschule. Dazu wurden im letzten Jahr Gutachten zu Themen wie Verkehr, Lärm und Artenschutz in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse nun gemeinsam mit der Stadt diskutiert werden. Auch eine Öffentlichkeitsbeteiligung zu den Gutachten wird es geben. Das ist aktuell der Status Quo.

Welche Frage hättest du gerne beantwortet, die ich nicht gestellt habe?

Wir sprachen bereits über das deutlich verbesserte Miteinander unserer beiden Vereine. Wäre es nicht reizvoll, irgendwann einmal die „Bonn Open“ (ATP-Tennisturnier) als joint venture zwischen BTHV und Schwarz-Weiss gemeinsam auszutragen? Es wäre sicherlich ein schönes Signal in die Sportstadt Bonn und darüber hinaus.

Abschließende Frage: Was kann der HTC vom BTHV lernen und umgekehrt?

Diese Frage ist nach den wenigen Wochen im neuen Job noch schwierig für mich zu beantworten, mir fehlt zudem der Einblick in die Abläufe beim BTHV. Ich hörte davon, dass bei den Final Fours und auch den Bonn Open viele eurer Mitglieder ehrenamtlich unterstützt haben. Das finde ich toll. Generell sehe ich darin für Vereine großes Potenzial und große Herausforderungen zugleich.  

Und zum Schluss noch eine schöne Parallele und Zeichen für das immer bessere Verhältnis: in der Geschäftsstelle von SW Bonn arbeitet mit Tanja Bröker (heute Maetzel) eine ehemaligen Hockeyspielerin der 1. Damen im BTHV – in der Geschättsstelle des BTHV arbeitet mit David Rieger, ein ehemaliger SWeisser, als dualer Student……… Geht doch!!

KaMi

 

 

 

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